Auf der Suche nach wiederverwertbarem Müll ...
Auf der Suche nach wiederverwertbarem Müll
Während meines Aufenthaltes in Guatemala hörte ich von Volontären von dem Proyecto Camino Seguro. Ich besuchte es im Februar 2000 und war gleichermassen erschüttert wie fasziniert. Ich entschloss mich, als Volontär einige Wochen mitzuarbeiten. Die Zeit dort war nicht immer einfach. Zu gross ist das Elend, welches man auf den Strassen sieht. Je näher man dem Müll kommt, desto penetranter wird der Gestank und der Schmutz. Feiner Staub und Dreck dringt einem ständig in Nase und Lunge. An den heissen Tagen steht die Luft, Tausende von Fliegen umschwirren den Kot auf der Strasse und Geier umkreisen das Gelände.

Die Kinder warteten immer schon erwartungsfroh vor den Türen des Projektes und freuten sich auf den Beginn. Doch bevor wir sie in die kleine verlassene Kirche lassen konnten, mussten wir immer erst die dicke Staub- und Dreckschicht entfernen, die sich seit dem Vortag bereits niedergleassen hatte auf Bänken und Stühlen. Bei Öffnung wurde das Gebäude regelrecht gestürmt. Ein Teil der Kinder ging sofort in den Spielraum, der andere Teil blieb im Hausaufgabenraum. Kinder des Projektes warten freudig auf das nachmittägliche Programm
Kinder des Projektes warten freudig auf das nachmittägliche Programm

Die Kinder waren teilweise fürchterlich dreckig und verwahrlost. Viele haben Eltern, die Klebstoff schnüffeln. Einige der Kinder waren apathisch. Die meisten jedoch schrieen geradezu nach ein wenig Aufmerksamkeit und Zuneigung. Das war wohl auch das Grösste und Wichtigste, was wir Volontäre ihnen geben konnten: ein wenig Liebe in einer menschenfeindlichen und hasserfüllten Umgebung.

Als Volontäre konnten wir verschiedene Aufgaben an diesen Nachmittagen übernehmen: Einige unterstützten die Kinder bei den Hausaufgaben und machten Lernspiele mit ihnen. Andere bereiteten den Snack vor. Wieder andere spielten mit Kindern. Auch dabei versuchten wir, neue Werte zu vermitteln, die sie auf der Müllkippe oft nicht lernen: zum Beispiel Respekt vor dem Anderen (Streit und Gewalt ist auch für kleine Kinder schon Normalität), Respekt vor Dingen (die häufig geklaut oder zerstört wurden) oder auch Konzentration und Ausdauer (meist verloren die Kinder bereits nach wenigen Minuten die Lust an einer Aktivität und gingen dann aufeinander los).

Nach so einem Nachmittag war ich immer sehr müde. Vormittags war es ruhiger: Wir erledigten Einkäufe für den Nachmittag (Bastelsachen, Essen, etc.), administrative Aufgaben, putzten oder unterstützten Hanley (die Gründerin und Direktorin) bei ihren Schul- und Hausbesuchen. Es gab immer viel zu tun. Was mir so gut an diesem Projekt gefiel ist eine Kombination mehrerer Faktoren: Zum einen ist Zielsetzung und Systematik des Projektes absolut überzeugend und sinnvoll. Hier wird der richtige Hebel bei wirklich Bedürftigen und Schutzlosen angesetzt. Weiterhin wird hier Hilfe tatsächlich benötigt und geht auch nicht in irgendwelchen dunklen Kanälen verschwunden. An meinem letzten Tag malten die Kinder tolle Bilder für mich.
An meinem letzten Tag malten die Kinder tolle Bilder für mich.

Finanzielle und materielle Hilfeleistungen kommen direkt und ohne Verluste den Kindern zugute. Auch die Arbeitsleistung und der Einsatz der Volontäre wird dringend benötigt, man ist als Volontär nicht quasi-überflüssig, wie ich es in einigen anderen Projekten in Guatemala auch erleben konnte. Insgesamt ist dies ein Projekt, welches Unterstützung dringend benötigt und für das sich die Unterstützung auch lohnt.

Sowohl finanzielle Unterstützung wie auch Volontäre werden dringend gesucht. Wer weitere Informationen möchte oder helfen will kann sich direkt an Hanley Denning wenden (e-mail: hanleydenning@hotmail.com) oder aber an mich (wielens@web.de).