Der Buddhismus ist quasi atheistisch, es gibt keinen personalen Gott und nichts konkret Göttliches auf der Welt. Anders ausgedrückt: Gott ist im Buddhismus vollständig unfassbar, so dass man keine Aussagen über ihn machen kann, nicht einmal die, dass er existiert. Da die Welt keine Seele hat, vielmehr irreal ist, ist eine Orientierung an ihr krankhaft und sinnlos. Der Mensch kann keine sinnstiftende Beziehung zur Welt aufbauen, da der Sinn nicht aus der Welt heraus kommt. Die Welt ist sinnlos und insofern eine Illusion. Allerdings gibt es etwas Absolutes, etwas Letztes, nach dem der Mensch streben kann: das Nirwana.

Sinn des Lebens ist es insofern, die Welt zu desillusionieren und die Vorstellung aufzugeben, selber Erkenntnissubjekt zu sein. Das Leid der Welt soll überwunden werden, indem man den persönlichen Lebensdurst, die Gier nach Leben überwindet. Ziel des Lebens ist es, durch das Streben nach Vollendung in das Nirwana einzugehen, das Bewusstsein aufzulösen. Leben und Tod sind nur zwei Seiten derselben Existenz, mal ist man lebendig, mal wartet man tot auf die Wiedergeburt. Das Nirwana meint das persönliche Verlöschen und Verwehen in ein wunsch-, bewusst- und endloses Ruhesein. In diesem Nichts erfolgt die höchste Vollendung, es ist der rechte Zufluchtsort vor der Welt, unangreifbar sicher, machtvoll, friedlich und segensreich.

Der Buddhismus predigt die Selbstverneinung, um somit die Divergenz zwischen Welt und Ich aufzuheben. Dies erfolgt durch die Beseitigung des Interesses am Leben selber: der Lebensdurst und die Begierden sollen ausgelöscht werden. Wem dies gelingt, der geht ins Nirwana ein, alle anderen werden wiedergeboren in einer ihrem vorherigen Leben angemessenen und entlohnten Form.

Auf diesem Weg helfen die "Vier edlen Wahrheiten": Zum einen ist dies die Tatsache des Leids, welches darin besteht, dass der Mensch immer neue unbefriedigte Wünsche hat. Wunsch und Wirklichkeit klaffen immer auseinander, da nach Erfüllung eines Wunsches immer schon ein neuer Wunsch entstanden ist. Desweiteren ist die Ursache des Leides der Lebensdurst selber, die Lust und die Freude das Leben zu geniessen und die Gier, das Leben zu verlängern und verbessern. Dies führt zwangsläufig zur Wiedergeburt. Das Aufheben des Leides kann also nur erreicht werden, indem die Lebensgier und der Lebenslust überwunden werden. Dies führt ins Nirwana, in die ewige Ruhe, die befreiende Erleuchtung. Der ins Aufheben führende Weg schliesslich ist der edle achtfache Pfad. Dieser besteht in der rechten Erkenntnis, Gesinnung, Reden, Handeln, Lebenserwerb, Streben, Achtsamkeit und dem rechten Sich-Versenken. Dies bedeutet, dass der Buddhismus keine Extreme verlangt, wie etwa die Askese im Hinduismus. Er verlangt genauso das verantwortungsvolle Handeln innerhalb der Gesellschaft. Immer geht es um das 'Rechte'. Buddhismus billigt irdisches Glück, will aber irdische Genüsse überwinden.

Von dem beschrieben Weg, dem sogenannten "Kleinen Fahrzeug" (bei dem nur wenige Menschen ins Nirwana eingehen können) unterscheidet sich das "Grosse Fahrzeug". Hier steht nicht Selbsterlösung, sondern Mitleid im Vordergrund. Buddha ist dabei eine mitleidige, göttlich-helfende Gestalt. Zudem gibt es die Idealgestalt des Bodhisatta, eines Menschen, der die Voraussetzungen zum Eingehen ins Nirwana zwar erfüllt, aber darauf verzichtet und es vielmehr vorzieht, in der Welt zu verbleiben und den Menschen auf ihren Weg mitleidig zu helfen. Erlösung erfolgt für den einzelnen Menschen durch Mitleid mit anderen Menschen.

Historisch hat sich eine Zweiteilung entwickelt: Auf der einen Seite die Mönche, die ernsthaft das Eingehen in das Nirwana anstreben. Auf der anderen Seite die 'normalen' Menschen, die durch gute Taten und moderate Weiterentwicklung ein besseres Karma anstreben (Wiedergeburt mit neuen Privilegien).