Evolution* umschreibt die allmählich fortschreitende Entwicklung der Welt. Sie beinhaltet die kosmische Evolution (vom Urknall zum Kollaps des Universums), die planetare Evolution, die biologische Evolution (vom Einzeller zum Menschen) und auch die technische Evolution (vom Stein zum Computer). Der Sinn und die Aufgabe der Evolution scheint das Eindringen des Lebens in jeden denkbaren Lebensraum zu sein, der Vorwärtsdrang in jede erschliessbare Dimension, egal ob physikalisch oder geistig. Die biologische Evolution beispielsweise begegnet Konkurrenzdruck durch die Besetzung immer neuer Nischen, die ein gemeinschaftliches Überleben der Arten sichern. Selektionsdruck resultiert also in der Anpassung an Nischen, anstatt in den Kampf zu führen.

Die Besetzung neuer Nischen erfolgt über Anpassung. Die Anpassung wiederum ist nur möglich durch den mutativen Zufall. (Ausnahme: der Mensch kann durch vernünftiges Denken, Entscheiden und Handeln sich auch nicht-zufällig anpassen) Erst durch den Zufall in Form von gelegentlichen Mutationen konnten neue Nischen besetzt werden und eine Art durch Anpassung an veränderte Umweltbedingungen erhalten werden bzw. eine neue Art geschaffen werden. Nach einer philosophischen Meinung beinhaltet die Evolution aufgrund der Zufälligkeit aller Impulse keinen Sinn, das Leben wäre also sinnlos bzw. Sinn hätte keinen Raum in der Evolutionstheorie.

Dem kann jedoch entgegengehalten werden, dass der Zufall nicht alleine in der Evolution herrscht. Sonst würde Unordnung regieren, es herrscht jedoch Ordnung. Zufall alleine hätte kein Lebewesen in seiner Art erhalten können, denn immer neue Mutationen hätten zum raschen Aussterben einer Art geführt. Für sich allein genommen würde der mutative Zufall (wie auch die fehlerlose Kopie) zum Aussterben jeder Art führen. Neben dem Zufall existiert eine Ordnung in der Evolution. Es wirken Zufallselemente mit natürlichen Gesetzen zusammen. Zufall alleine führt ins sinnlose Chaos, Gesetze alleine in den sinnlosen Automatismus. Naturgesetze steuern den Zufall, zusammen bilden sie das Gerüst des Artenwandels. Einige Evolutionsforscher zweifeln zudem die Zufälligkeit der Impulse an und kommen damit auch zu einem Sinnauftrag durch die Evolution, der jedoch nicht greifbar ist.

Die Evolution kann enden durch den Kollaps des Kosmos, oder aber nach dem Durchspielen aller denkbaren Möglichkeiten. Oder aber sie endet an dem Punkt, der ihre eigene Notwendigkeit aufhebt, ein Punkt, der ihr also quasi nachträglich ihren Sinn gibt. Naturwissenschaftlich gibt kein äusseres Ziel der Evolution, auf das sie bewusst zusteuern würde (keine aus der Zukunft wirkende Ursache). Denn dann wäre die Evolution determiniert. Determiniert jedoch ist die Evolution anscheinend lediglich bezüglich eines Merkmales: Jede Wiederholung der Evolution würde Leben hervorbringen! Lediglich die Ausgestaltung des Lebens würde anders ausfallen aufgrund des mutativen Zufalls. Aber immer würde es Leben und die Tendenz zur Ausbreitung und Artenvielfalt geben.

Wir nehmen Teil an der Evolution. Wir sind uns unserer selbst bewusst geworden, können uns frei entscheiden. Damit werden wir zu einem gleichberechtigtem Partner in der Evolution (gleichberechtigt zu einem Gott / gleichberechtigt zu der Evolution selber). Wir sind nicht mehr nur Objekt der Evolution, sondern nunmehr auch Subjekt. Wir können aktiv teilhaben, müssen Verantwortung übernehmen. Dies ist unsere Aufgabe im Rahmen der Evolution: die Weiterentwicklung der Menschheit und des Individuums hin zur Vollkommenheit. Der Mensch soll im Rahmen der Evolution alle Potentiale ausschöpfen, jedoch nur die vernünftigen Potentiale. Denn der Mensch als Subjekt ist verantwortlich geworden und muss sein Tun verantworten. 

* Die Sinnfrage kann nicht naturwissenschaftlich erforscht bzw. ein Sinn nicht empirisch bewiesen werden. Aus diesem Grund kann die Biologie und die Evolutionstheorie keine eindeutige Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens geben. Vielmehr gibt es auch hier unterschiedliche Positionen, die durch Erkenntnisse aus diesen Wissensgebieten untermauert werden. Die folgenden Argumente stellen insofern nur ein ausgewähltes Kaleidoskop an subjektiven Meinungen wieder.