Der Islam löst das Problem der Divergenz zwischen der Welt und dem Ich durch die Entwertung der realen Welt, er verweist auf das bessere Leben nach dem Tod. Sinn stiftet nicht das diesseitige Leben, vielmehr stellt sich die Sinnfrage nur bezüglich der jenseitigen Welt. Im Hier und Jetzt wird kein Sinn erwartet. Das Leben ist also nur Mittel zum Zweck. Sinn des Lebens ist es, den Weg zum Jenseits und zum ewigen Heil erfolgreich zu beschreiten. Sinn ist allein der Dienst an Allah, ihm ordnet sich der Mensch unter, ihm unterwirft er sich. Das Leben der Moslems soll ein Dasein der freien Hingabe an Gott, der Ergebung in den Willen Allahs sein. Damit kann sinnvolles Handeln nicht ohne weiteres mehr kontrolliert und rationalisiert werden. Denn die Entscheidungsinstanz für Sinn ist übermenschlich. Es ist keine Kausalität zwischen irdischem Handeln und himmlischen Ziel empirisch überprüfbar.

Das ewige Leben - das Paradies - ist die Belohnung für diese Hingabe und Lebensziel des Moslems. Der Moslem hat die Gewissheit des ewigen Lebens, wenn er die "fünf Grundpfeiler des Islams" befolgt: das Glaubensbekenntnis (es gibt nur einen Gott und Mohammed ist der letzte und endgültige Prophet), einmalige Pilgerfahrt nach Mekka, jährlicher Ramadan, Armensteuer (Zakat) und das tägliche fünfmalige Gebet.

Es folgen eine Reihe weiterer Gebote, wie etwa der Verzicht auf Alkohol, Glücksspiel oder Schweinefleisch. Gleichzeitig wird der Mensch aber auch aufgefordert, das Leben in dem gesetzten Rahmen zu geniessen und an ihm zu arbeiten. Es wird ein Gleichgewicht zwischen der Verantwortung und dem Glück in der diesseitigen Welt und dem Streben und dem Arbeiten auf die jenseitige Welt angestrebt: "Arbeitet für diese Welt, als ob ihr immer darin leben solltet, und für die andere, als ob ihr morgen sterben müsstet."