Nach Tillich ist unser Sein bedroht durch Schicksal/Tod, Schuld/Verwerfung und Sinnverlust/Sinnlosigkeit. Der Mensch braucht Mut, um diesen Bedrohungen zu begegnen und sie zu bestehen, denn diese Bedrohungen ängstigen uns. Diese Ängste, gerade auch die existentielle Angst vor Sinnlosigkeit, lässt sich nicht ausrotten, man kann sich ihr nur mutig entgegenstellen durch eine Selbstbejahung, d.h. durch Bejahung des eigenen Seins vor dem drohenden Nicht-Sein. Während Camus dies atheistisch versucht, setzt Tillich auf Transzendenz. Für ihn ist die tiefste und letzte Quelle die Selbstbejahung vor einer transzendenten Kraft. Tillich nennt auch andere Quellen des Mutes, quasi Vorstufen der Transzendenz: Zum einen kann Mut geschöpft werden in dem Vertrauen, Teil eines Ganzen zu sein und Sinn von dem Ganzen zu bekommen, auch wenn dieser manchmal unergründlich scheint. Die Partizipation an diesem Ganzen bedeutet auch Selbstunterwerfung und Hingabe an das Ganze, aber auch Geborgenheit (wie es im Kommunismus erfolgt). Eine andere Quelle ist der Individualismus, wo das Ganze unbeachtet bleibt und ausschliesslich auf die einzelne Person gesetzt wird. Der Individualismus versucht sich die ausweglose Situation des Menschen bewusst zu machen und zum Ausdruck zu bringen (ähnlich wie bei Camus). Die wahre Quelle des Mutes ist jedoch der absolute Glaube, in dem der Mensch sich bejaht als von einer transzendenten Macht bejaht. Das Selbst ist also nicht nur unwichtiger Bestandteil und beherrscht von der Transzendenz. Es ist kein Objekt des Ganzen, sondern geht in dem Ganzen auf, ohne sich selbst zu verlieren. Sinn des Lebens ist es, diesen Bedrohungen zu begegnen und sich selbst als bejaht zu bejahen. |